Tötung von Familienangehörigen des Nobelpreisträgers Albert Einstein durch Angehörige der deutschen Wehrmacht im Jahr 1944 bei Florenz- Ermittlungen eingestellt.
Dem von der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg übernommenen „Vorermittlungsverfahren“ gegen den ehemaligen Kommandeur und weitere Angehörige eines bestimmten Bataillons eines Panzergrenadierregimentes wegen des Verdachts der Ermordung der italienischen Staatsangehörigen Agar Mazzetti sowie Anna Maria und Luce Einstein am 03.08. 1944 Anwesen Villa il Focardo bei Florenz/Italien“ lag im Wesentlichen folgender Sachverhalt zugrunde:
Der Cousin des Physik-Nobelpreisträgers Albert Einstein, Robert Einstein, lebte mit seiner Frau, Agar Mazzetti, und den Töchtern Anna Maria (damals 18 Jahre alt) und Luce (damals 27 Jahre alt) in der Villa il Focardo, südöstlich von Florenz. Am Morgen des 03. August 1944 drang eine deutsche Einheit in diese Villa ein. Der etwa 10- bis 20- köpfigen Truppe gehörten nach Zeugenaussagen mehrere Offiziere – unter Führung eines „Capitano“ an.
Die Hauptkampflinie verlief in unmittelbarer Nähe dieses Anwesens. Robert Einstein hielt sich zu dieser Zeit, aus Furcht, als Jude deportiert zu werden, nur wenige 100 Meter davon in einem Versteck bei Partisanen auf.
Die weiteren Familienangehörigen im Obergeschoß wurden von einem sehr jungen, blonden, blauäugigen Soldaten bewacht.
Agar Mazzetti rief auf Drängen der Offiziere in deren Begleitung vor dem Anwesen nach Robert Einstein. Dieser vernahm zwar diese Aufforderung, gab sich in seinem Versteck jedoch nicht zu erkennen.
Die Soldaten beschuldigten sodann Agar Mazzetti zusammen mit ihren beiden Töchtern Luce und Anna Maria der Spionage, durchsuchten das Haus u.a. nach Sprengstoff, behaupteten, etwas davon gefunden zu haben und hielten ein Standgericht ab. Gegen 21.00 Uhr wurden die drei nichtjüdischen Frauen im Erdgeschoß mit zahlreichen Schüssen aus Maschinenpistolen erschossen. Nachdem die Soldaten das Erdgeschoß des Gebäudes in Brand setzten, verließen sie zwischen 21.00 und 21.30 Uhr den Tatort. Am Folgetag wurden von Nachbarn die Leichen sowie ein „Bekennerschreiben“ vorgefunden, wonach sich die Opfer der Spionage schuldig gemacht hätten und deswegen erschossen worden seien.
Der bereits ursprünglich nur sehr vage Verdacht der „Zentralen Stelle“ gegen den Kommandeur und weitere Soldaten des Bataillons wurde nach der Übernahme des Verfahrens ausgeräumt.
Nach sehr umfangreichen Recherchen geht die Tat wahrscheinlich auf das Konto von Angehörigen einer speziellen Fallschirm-Sturmgeschütz-Brigade.
Die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen den ehemaligen Kommandeur dieses militärischen Verbandes sowie seiner weiteren Einheitsangehörigen musste allerdings unterbleiben.
Die wenigen noch als lebend ermittelten ehemaligen Soldaten dieser Sondereinheit scheiden nach dem Ergebnis der Überprüfung als potentielle Straftäter aus.
Bezüglich der übrigen Einheitsangehörigen, insbesondere des ehemaligen Kommandeurs und seiner Offiziere, fehlt es bereits an einer noch verfolgbaren Straftat, da diese Soldaten schon verstorben sind.
gez. Ströber
Oberstaatsanwalt